Vom Fürsorgeheim zum Gemeindealtenheim

Das soziale Netz in der Gemeinde vor den 30er Jahren 

Sowie die Marktkommune ein Haus als Asyl für verarmte Mitglieder besaß, so hatte auch die Gemeinde Gramastetten ein Haus als Auffangstation für verarmte Gemeindebürger. Das Haus Nr. 15 , heute Marktstraße 20, war bis zum Jahre 1933 das Gemeindearmenhaus. Dorthin eingewiesen wurde, wer durch widrige Umstände oder aus eigener Schuld keine Bleibe mehr hatte oder auch wer körperlich oder geistig behindert war.  

Die Insassen des Gemeindearmenhauses bekamen amtlicherseits das Recht zum Betteln zugesprochen. Mehr Fürsorge für verarmte Mitbürger gab es nicht, außer der „Einlage“.

Die „Einleger“ wiederum hatten das Recht, sich für meistens 14 Tage bei Bauern der Gemeinde Kost und Quartier beanspruchen zu dürfen. Das ging turnusweise reihum. Diese Quartiere waren aber dann auch entsprechend behelfsmäßig und primitiv, denn die Dienstboten am Hof mussten mit bis zu 4 Personen in einer Schlafkammer vorlieb nehmen.

Turnusmäßig teilten sich auch die Gemeindebettler ihr Revier ein. So wusste man in jedem Haus, wer wann betteln kommt. Diese sozialen „Privilegien“ galten aber nur für Leute, die auch das Heimatrecht in der Gemeinde besaßen.

Alters- und Fürsorgeheim

Im Jahre 1931 kaufte zum Zwecke der Errichtung eines Alters- und Armenfürsorgeheimes die Gemeinde Gramastetten vom Schmiedemeister Gustav Wagner das Haus Markt Nr. 59 „Schmiedhaus“ um S  17.800,-- Der Ankauf und Umbau dieses Hauses erfolgte unter Bgm. Franz Stirmayr und Gemeindesekretär Franz Hartl, wobei man beim Ausbau auf eine Bezirksanstalt dachte und hiefür schon Rücksicht nahm. Der Umbau samt Installation kostete S  72.000,--, sodass diese Wohlfahrtsanstalt anfangs S  89.800,-- kostete.

Die Einweihung dieses Fürsorgeheimes fand am 27. September 1931 statt. Am 12. September 1931 kamen zwei Schwestern von den Kreuzschwestern in Linz an, die die Vorbereitungen zur Weihe, zum Herstellen und Einordnen der Wäsche, der Betten, des Mobilars trafen. Sie nahmen Lebensmittel, welche gespendet wurden, entgegen.

Am Allerseelentag kamen die ersten fünf Pfleglinge an, welche bisher im Haus der Barmherzigkeit in Linz untergebracht waren. Nach und nach wurden jene Armen einberufen, die in der „Einlage“, d. h. von Bauern zu Bauern in Verpflegung und Unterkunft wanderten und einen ständigen und menschenwürdigen Wohnsitz mit Betreuung bekommen sollten.

Die Gemeinde hat sich mit dem Bau dieses Fürsorgeheimes den Dank der Armen verdient gemacht. Eine Epoche unwürdigen Daseins unschuldig arm gewordener Menschen in der Gemeinde ist vorüber, diesen wurde ihr schweres Los gemildert und erleichtert.

Ab 1977 wurde das Haus um- und neugebaut und im März 1979 fertig gestellt. Im Neubau wurden die allgemeinen Räume wie Esszimmer, Aufenthaltsraum, Personalzimmer, WC- und Bäderanlagen, Küche, Büro, Lift, Heizungsanlage, Waschküche, Trocken- u. Bügelraum angeordnet. Der bestehende Teil wurde vorwiegend für Schlafzimmer der Pfleglinge verwendet. 

Im Sommer 1997 wurde die letzte Ordensschwester ins Mutterhaus zurückberufen. Die Leitung des Hauses übernahm die Pflegedienstleiterin Frau Margot Reder. Sie versucht mit ihrem Team, den 33 BewohnerInnen des Gemeindealtenheimes, mit ihrem Engagement und ihrem Idealismus ein familiäres Zuhause zu geben.

(BG124_12/00)