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Molterer zeichnet hervorragende Waldbauern aus


Österreichischer Waldbauerntag 2002: Staatspreise für beispielhafte Waldwirtschaft und Kooperation in St. Pölten vergeben
 

Wien/St. Pölten/Gramastetten Österreich ist ein Wald- und Holzland mit hohen Umweltstandards. Gleichzeitig ist unser Land von Tourismus in ökologisch sensiblen Berggebieten geprägt. Die Erhaltung einer intakten und lebenswerten Umwelt in diesen Regionen ist eine große Herausforderung. Eine leistungsfähige und nachhaltig wirtschaftende Land- und Forstwirtschaft ist dafür unverzichtbare Grundlage. "Österreich ist in der glücklichen Lage, über eine Vielzahl von Bauern zu verfügen, die sich mit Engagement, guter Ausbildung und innovativen Ideen in ihrer täglichen Arbeit um unseren Wald kümmern. Der Staatspreis ist alljährlich Anlass dafür, die besten Ideen auszuzeichnen und die Arbeit der Waldbauern einem größerem Publikum vorzustellen", erklärte Forstminister Mag. Wilhelm Molterer anlässlich der Staatspreisverleihung für beispielhafte Waldwirtschaft 2002 im Rahmen des Österreichischen Waldbauerntages. ****
 

Etwas über 80% des österreichischen Waldes befinden sich in Privatbesitz und werden zu einem überwiegenden Teil in sehr kleinen Betriebseinheiten von Bauern bewirtschaftet. Über 170.000 Menschen beziehen ihr Einkommen ganz oder teilweise aus der Nutzung des Waldes. "Für sie sind Prinzipien wie Verantwortung, nachhaltiges Wirtschaften und Sicherung der Vielfalt Selbstverständlichkeit und Grundsatz", betonte Molterer. Um den Wald in seiner gewohnten und geschätzten Form erhalten zu können, ist es erforderlich vom Wald auch leben zu können. Die Forstwirtschaft hat die Nachhaltigkeit, schon lange bevor sie in anderen Wirtschaftsbereichen thematisiert wurde, zu ihrem Prinzip erhoben. Die naturnahe Waldwirtschaft stellt die optimale Verzahnung von Ökologie und Ökonomie dar.

Das ist ein Grundsatz, dem auch die in der vergangene Woche beschlossene Novelle zum Forstgesetz Rechnung trägt. Die qualitative Entwicklung des Waldes steht im Vordergrund, erstmals wurde das Ziel der Nachhaltigkeit gesetzlich verankert. Weiters bringt die Forstgesetz-Novelle eine Stärkung der Eigenverantwortung der Waldbesitzer. Sie garantiert damit auch in Zukunft einen Wald, der den ökologischen, aber auch den wirtschaftlichen und sozialen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht wird.

So wie andere wirtschaftliche Bereiche ist auch der Forst-, Holz- und Umweltsektor von der Internationalisierung berührt. Der Wettbewerb wird internationaler, die vernetzten Märkte fördern die Preiskonkurrenz, überdies stehen Holz und Holzprodukte in scharfer Konkurrenz mit anderen Materialien wie Stahl, Kunststoffe, Aluminium. Engagement und Kreativität sind gefordert. Die kleinstrukturierte österreichische Forstwirtschaft kann nur dann bestehen, wenn es gelingt die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, das heißt, auf die Marktbedürfnisse einzugehen, die Kosten wo immer es möglich ist zu senken und die technologischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Da dies der kleine Einzelbetrieb alleine nicht optimal zu tun vermag, forciert das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Waldwirtschaftsgemeinschaften und gemeinsame Vermarktungsinitiativen. Einige der heurigen Staatspreisträger sind in diesen Bereichen vorbildlich engagiert.

Mit Hilfe von Informationskampagnen zur Förderung der Verwendung von Holz und Holzprodukten und gezielten Programmen zur Förderung von Forschungs- und Innovationsprojekten wird von verschiedenen Wirtschafts- und öffentlichen Stellen ein wertvoller Beitrag zur Erhöhung der Wertschöpfung im Bereich der Forst- und Holzwirtschaft geleistet. Zudem wird der Einsatz von Holz als Energielieferant forciert. Moderne Heizungsanlagen auf der Basis von Holz als Energieträger bringen nicht nur positive Beschäftigungseffekte und den Waldbesitzern zusätzliches Einkommen aus der Verwertung von schwer absetzbaren Forstprodukten, sondern entlasten auch aufgrund des ausgeglichenen CO2-Kreislaufes bei der Verbrennung von Holz wesentlich die Umwelt.

Die Leistungen der österreichischen Waldbauern können sich auch international sehen lassen. Im Bereich der Biomassenutzung hat sich Österreich eine Spitzenposition in der EU erarbeitet. "Um Holz weiter forcieren zu können, ist es unumgänglich die gesellschaftliche Akzeptanz für die Nutzung von Holz zu haben. Dem dient auch die Auszeichnung von beispielhaft wirtschaftenden Waldbauern, die zeigen, dass mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung und guten Ideen ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung unserer Wälder und insbesondere der gebirgigen Regionen geleistet wird", schloss Molterer.

Die Staatspreisträger 2002 für beispielhafte Waldwirtschaft
Vorbildliche Waldbauern zeigen, wie man mit Engagement, Kreativität und Innovationskraft zum wirtschaftlichen Erfolg kommt

 

Wien/St. Pölten/Gramastetten Seit 1994 vergibt das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft den Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft, seit 2000 zusätzliche Preise in der Sonderkategorie Kooperationen. Diese ist insbesondere für kleinere Betriebe von besonderer Bedeutung. Forstminister Mag. Wilhelm Molterer im Rahmen der Preisverleihung zu den Leistungen: "Jedes Jahr ist es auf´s Neue beeindruckend, welch herausragende und innovative Leistungen gerade von kleinen Betrieben erbracht werden".****
 

Folgende Waldbauern bzw. –Betriebe erhielten heuer die Preise von Minister Molterer überreicht:

Umfassende Kooperation der Waldbauern ist das Erfolgsrezept der Waldwirtschaftsgemeinschaft (WWG) Urfahr Süd aus Gramastetten in Oberösterreich. Neben dem gemeinschaftlichen Einsatz von Arbeitskräften und Maschinen sowie der gemeinschaftlichen Holzvermarktung stehen Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen, die Erstellung von Waldwirtschaftsplänen und die Veredelung von Rundholz auf dem Programm. Die Gemeinschaft bietet allen Mitgliedern ein umfassendes Full-Service im Bereich Waldwirtschaft. Mittlerweile zählen 171 Mitglieder mit einer Waldfläche von 1.521 ha zur WWG. Obmann Karl Fiederer stehen acht Waldhelfer (ein Forstwart, drei Forstwirtschaftsmeister sowie vier Forstfacharbeiter) zur Seite, für sie bedeuten die Arbeiten im Rahmen der WWG eine wichtige Einnahmequelle.


Ökonomierat Franz Steharnig aus Bleiburg in Kärnten, bewirtschaftet 54 ha, davon 27,5 ha Wald. Vor ca. 30 Jahren, infolge notwendiger Umstrukturierungen im Betrieb, wurde die Waldwirtschaft zum zweiten finanziellen Standbein, damit der Arbeitsplatz im eigenen Betrieb und die freie Arbeitsgestaltung sichergestellt Bestandesumwandlungen sekundärer Kiefernwälder, Mischwaldgründungen, Vorträge und Seminare für andere Waldbesitzer machen Steharnigs Betrieb in der Region beispielgebend. Positiv erlebt auch Franz Steharnig selbst seinen Beruf: "Wenn ich in den Wald gehe, sind Körper und Geist im Einklang."

Erich Leitner, Waldbauer aus Türnitz im niederösterreichischen Voralpengebiet führt einen 167 Hektar großen Betrieb, davon 147 Hektar Wald. Trotz schwieriger Ausgangsbedingungen gelang es Leitner die Wertschöpfung aus dem Wald kontinuierlich zu steigern. Heute ist die Forstwirtschaft Haupteinnahmequelle. Wertvolle Investitionen in die Zukunft sind die vorbildlichen Waldpflegemaßnahmen, speziell beim Laubholz will Leitner künftig mehr Qualitätsholz erzeugen. Forstwirtschaftsmeister Leitner ist äußerst vielfältig engagiert: Als Waldpädagoge, Ausbilder und Prüfer von Forstfacharbeitern sowie als Schilehrer in der Region Ötscher-Annaberg.

Trotz relativ geringer Flächenausstattung (21 Hektar, davon 12 Hektar Wald) gelingt es Anton Siedl aus Groß Gerungs im niederösterreichischen Waldviertel den Betrieb im Vollerwerb zu führen. Vorbildliche Waldwirtschaft, Christbaumproduktion, Schmuckreisiggewinnung, Imkerei und die Landwirtschaft lasten Anton Siedl und Gattin das ganze Jahr über aus. Für das Waldviertel mit einer durchschnittlich geringen Waldausstattung und oft mangelnden forstfachlichen Kenntnissen ist Siedls Modell bespielgebend. Eine spezielle Liebe Anton Siedls gilt seit nahezu 30 Jahren exotischen Gastbaumarten.

Junge Bauern in der Region, die durch zunehmenden Nebenerwerb und sinkendes Interesse am Wald gekennzeichnet ist, wieder für den Wald zu begeistern ist eine Vision von Forstwirtschaftsmeister Josef Prinz aus Bad Kreuzen im oberösterreichischen Mühlviertel. Als Obmann der Waldwirtschaftgemeinschaft Kreuzen, als Waldhelfer und Akkordant sowie als Praxislehrer in der Landwirtschaftsschule Katsdorf ist er dafür im Einsatz. Im eigenen Betrieb (5 Hektar Wald, 19 Hektar Landwirtschaft) dominieren Fichten-Tannen-Buchen-Plenterbestände. Schmuckreisiggewinnung bringt Erlössteigerung, über den bäuerlichen Waldbesitzerverband organisiert Josef Prinz die Lieferung großer Mengen Schmuckreisigs nach Wien und Niederösterreich.

Der Soderbauer Georg Dürnberger aus Lofer Pinzgau gehört mit seinen 200 Hektar Waldbesitz in den Salzburger Kalkalpen in einer Höhenlage von 600 bis 1450 m zu den größten Waldbauern seines Bundeslandes. Neben der Forstwirtschaft hat die Viehzucht in dem in zehnter Generation bewirtschafteten Betrieb eine besondere Bedeutung. Seit Jahren ist Georg Dürnberger ein Vorkämpfer für Laub- und Mischwaldbestände. Mit großer Tatkraft und Energie steht er als Obmann der Hackschnitzel- und Heizgenossenschaft Lofer-St. Martin dieser größten Biomasseanlage im Bundesland Salzburg vor.

Andreas und Annemarie Steinegger aus Niklasdorf in der Obersteiermark sind scharfe betriebswirtschaftliche Rechner. Motiviert durch die Ausbildung als Land- und Forstwirtschaftsmeister erkannte Andreas Steinegger, dass sich durch die Kombination von Land- und Forstwirtschaft das Einkommen erhöhen lässt und gleichzeitig die Arbeitsbelastung so gestaltet werden kann, dass dem Hauptanliegen von Annemarie und Andreas Steinegger – der Familie – genügend Zeit bleibt. Heute steht der Betrieb top da, hervorragend gepflegte Wälder und Wertastungen sichern den Ertrag der Zukunft. Überbetriebliches Engagement zeigt Steinegger in der Waldwirtschaftsgemeinschaft Leoben, als Praxislehrer in der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl sowie als Obmann einer gewerblichen Hackschnitzelheizungsanlage.

Naturnahe Bewirtschaftung hat in den 165 Hektar Wald des Benediktinerstiftes Seckau in der Steiermark oberste Priorität. Abt Dr. Johannes Gartner und Wirtschaftsführer Pater Albert Schlich setzen auf wirtschaftliche Optimierung durch biologische Automation und gezielte Wertsteigerungsmaßnahmen. Dabei steht die Bewahrung und Ausschöpfung aller Waldfunktionen unter einer gesamtökologischen Betrachtung. Einzelstammweise Nutzung und konsequente Bestandespflege sind dafür ebenso Bestandteil wie Waldpädagogik, das Betreiben eines Rindenschnitzelfernheizwerkes, die Kooperation in der Waldwirtschaftsgemeinschaft Seckauer Alpen, die Beschäftigung von Bauernakkordanten, das Anbieten eines Reitwegenetzes und aktiver Naturschutz etwa im Projekt Baumpension und durch Biotophege. Das Stift bildet darüber hinaus Tischler aus und setzt damit einen Grundstein für künftige Holzverwendung.

Die Agrargemeinschaft Lehensassen aus Radfeld im Tiroler Unterland ist seit Jahrzehnten Vorbild für nachhaltige Waldbewirtschaftung in der Region. Durch die exzellente Waldarbeit mit Schwerpunkt Waldpflege, wobei ein Hauptaugenmerk den wertholztauglichen Laubholzbeständen gilt, sind die Wälder von Lehensassen laufend Ziel in- und ausländischer Exkursionen. Angemessene Rückinvestition der erwirtschafteten Erträge in die Erhaltung und nötigenfalls Verbesserung des Betriebes durch umfangreiche Pflege- und Durchforstungsmaßnahmen und die zeitgemäße Erschließung sichern die nachhaltige Entwicklung und Betreuung der Wälder. Da die Mitglieder der Agrargemeinschaft sämtliche Aufforstungs- und Pflegearbeiten selbst durchführen, wird fachliche Aus- und Weiterbildung groß geschrieben.

Xaver Reichart aus Lochau am Bodensee bewirtschaftet am Pfänder eine Waldfläche von 40 Hektar im Haupterwerb. Die traditionelle Plenterwaldbewirtschaftung (Schlägerung einzelner Bäume, die eine bestimmte Stärke erreicht haben) ist für ihn ebenso selbstverständlich wie die jährliche Nutzung, die gerade für die Plenterwaldstruktur wichtig ist. Ein besonderes Anliegen sind Reichart die Starkholzproduktion, die Qualitätsholz bringt und die Weißtannenbewirtschaftung. Die Verwendungsmöglichkeiten der Weißtanne sollte noch stärker von den Waldbesitzern beworben werden, das aus Tanne gefertigte Wohnhaus von Xaver Reichart ist dafür beispielgebend. Problematisch sieht Reichart die gegenwärtigen Entwicklungen am europäischen Starkholzmarkt und die Vielfachnutzungen des Waldes durch Jagd, Tourismus und Naturschutz. "Sie führen für den Grundeigentümer vielfach zu erheblichen Belastungen", so Reichart.

Das Forstamt Gutenberg aus Weiz in der Steiermark ist ein Leitbetrieb für Waldpädagogik im Süden Österreichs. Eigentümer und Wirtschaftsführer Dipl.-Ing. Ulrich Stubenberg kann ein sprunghaftes Steigen von Image und Bekanntheitsgrad verzeichnen. Pro Jahr werden etwa 1500 Personen geführt, Kinder und Familien aus der Umgebung, aber auch Firmenangehörige und Touristen. Die Aktivitäten beweisen hohe Innovation und Kompetenz auf dem Gebiet der modernen forstlichen Öffentlichkeitsarbeit. Ein perfekter Umgang und die Abstimmung der betriebswirtschaftlichen Vorgänge mit der schwierigen Situation des Betriebes aus der besonderen Lage im Natura 2000 Gebiet zeichnen das Forstamt aus. Ulrich Stubenberg hat die Weiterentwicklung vom Holzproduzenten zum modernen Dienstleistungsbetrieb konsequent und erfolgreich vorangetrieben.

Das 1996 begonnene und mittlerweile sehr erfolgreiche Projekt Föhrenberg des Burgenländischen Waldverbandes ist bereits weit über die Staatsgrenzen hinaus bekannt. Zahlreiche miteinander vernetzte Einzelprojekte bilden die Basis für eine erhöhte Wertschöpfung: Wesentliche Bausteine sind dabei die Mobilisierung der Durchforstungsreserven im Burgenland, die Sicherung des Holzabsatzes durch geeignete Rahmenverträge mit der holzverarbeitenden Industrie, die Optimierung des Durchforstungserlöses durch spezielle Weiterverarbeitung sowie die Schaffung bedeutender Absatzmöglichkeiten für den außergewöhnlichen hohen Anfall von Laubholz aus dem burgenländischen Kleinwald durch die Versorgung des größten Biomasse-Heizkraftwerkes Österreichs in Güssing. Deutlich gesteigerter Holzabsatz und Arbeitsplatzschaffung führten zu einer merkbaren wirtschaftlichen Belebung der gesamten Region.

 

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