Hamberger Gräben gegen die Römer ?

 

 

Bei den sog. „Hamberger Gräben“ handelt es sich um ein imposantes System von Wällen, Gräben und Hohlwegen an der Strasse Walding - Gramastetten, auf einem exponierten Hangsporn knapp nördlich vom „Hamberg Wirt“ gelegen.

 

Entdeckt wurde die Anlage um 1935 vom Heimatforscher und Hobbyarchäologen Dipl. Ing. Ernst Fietz, der sie auch erstmals kartographisch aufnahm. Er interpretierte die „Hamberger Gräben“ als Teil einer mächtigen Befestigungsanlage, die sich vom Pöstlingberg über Puchenau bis nach Ottensheim und Walding ausdehnen soll.

 

Fietz beschrieb die von ihm entdeckte Anlage mit folgenden Worten:

 

“Vom Pöstlingberg aus in westlicher Richtung bis zum Lehner-Schlosshügel ein fast lückenloses und mächtiges Verteidigungswerk aus mehreren Linien: Beobachtungswälle am Donauwagram, Palisadenwälle auf den Flachrücken, der eigentliche Kampfwall und Reservelinien. Vom Lehner-Schlosshügel nimmt das System nordwestliche Richtung an.“

 

Als Erbauer wurde von Fietz der Germanische Volksstamm der Markomannen vermutet, die von 166-180 n. Chr. erbitterte Kriege mit den Römern führten. Diese Wehranlage soll sozusagen einen Gegenpol („actio est reactio“) zu den römischen Befestigungsanlagen von Linz (Lentia), Hirschleitengraben, Wilhering, Eferding und Aschach darstellen.

 

Eine um 1977 durchgeführte Begehung mit dem Archäologen Dr. Josef Reitinger (OÖ. Landesmuseum) ergab allerdings ein andere Interpretation der Anlage: Die von Fietz aufgezeichneten, tiefen Gräben dürften die Reste einer Altsstrasse sein, die vom Donautal ins Mühlviertel führte. Ähnliche Altstrassen sind übrigens auch in Rottenegg, Eschelberg (Via Regia) und Landshaag zu finden.

 

Aufgrund der exponierten Lage des Hangsporns nördlich vom „Hamberger Wirt“ ist aber dennoch eine alte Befestigung oder Verschanzung zu vermuten, auch wenn sie wohl kaum von den Germanen errichtet worden ist; vielmehr wäre eine Verschanzung aus der Zeit der Neuzeit (z.B. aus den Bauern- oder Franzosenkriegen)  anzunehmen. Nichtsdestotrotz stellen die „Hamberger Gräben“ ein interessantes Denkmal dar, das man der Nachwelt erhalten sollte.

Auch Erdställe, wie auf den Plan, sind in Gramastetten noch bekannt und sollten erforscht werden.

Text und Fotos: Christian Steingruber