"Dorfgeschichten" aus Gramastetten

Bruno Gattringer früher Bäckermeister in Gramastetten schrieb in seinen letzten Jahren viele Geschichten von früher auf. Diese Geschichten wurden jetzt in zwei Bändchen neu  aufgelegt. ("Dorfgeschichten" und "Just - Don Camillo von Gramastetten") Man kann sie bei der Tochter von Bruno Gattringer, Frau Gabi Ludwig oder im Kaufhaus Gielge bekommen.

ein kleiner Auszug:

Ein Nähmaschinenvertreter

      Der Stammtisch dient immer den Neuigkeiten zum Tagesgeschehen und auch zur Anbahnung von Geschäften. Politik und die Privatsphäre als Thema waren nur begrenzt zugelassen. Aus Erfahrung vermied man dadurch größere Kontroversen.

      Der Schau, Bauer von der Edt, kreuzte bei der  Runde auf. Da war die Debatte beendet, weil nun er das Wort ergriff: „Wen habt ihr denn da?” fragte er verwundert, als er einen neuen Mann im Winkel sitzen sah. „Na ja, er ist Vertreter für Nähmaschinen”, bekam er von einem Zecher gleich die Auskunft.

       Der Schau von der Edt, nahm niemals die Pfeife aus dem Mundwinkel, und das entsprechende Raucherodeur verbreitete sich einige Meter rund um seine Person. Dann zeigte er Interesse an Nähmaschinen, und der Faden wurde gleich weitergesponnen.

      Das war das Signal für den Vertreter zum Feilschen um den Preis für eine neue oder im Notfall auch für eine übertragene Nähmaschine. Der Vertreter war redegewandt wie ein Prediger. So kam ein vernünftiger Abschluss inklusive Liefertermin, Preis und Garantie zustande. Der Mann zeigte ganz offenkundig und überzeugend seine Freude über das abgeschlossene Geschäft. Aber dann hatte er es auf einmal eilig, weil er ja zur Abendandacht müsse. Der Schau, der eigentlich Silber hieß, war verwundert über den jähen Aufbruch und über die christliche Einstellung seines Geschäftspartners.

      Die Stammtischbrüder waren bei dem Handel natürlich voll dabei mit Tipps und Ratschlägen, jedoch ein Schmunzeln konnten sie nicht zurückhalten. Der Schau traute der Sache nicht und fragte bei der Wirtin nach, was da nicht stimmt. Diese klärte ihn dann auf, dass der christliche Vertreter, der neue Kaplan in der Pfarre sei.

      Der Schau nannte vorerst einmal alle vom Stammtisch Verbrecher und Gauner und schwörte, dass er zu einem solchen Schlitzohr von Kaplan niemals beichten gehen werde. Im Gegenteil, dieser müsse wegen des Schurkenstreichs zu ihm beichten kommen!