Ein Toter bei Großbrand in Gramastettner Pflegeheim ARCUS

Ein Menschenleben hat ein Brand in einer psychosozialen Betreuungseinrichtung in Gramastetten gefordert. Ein elektrischer Defekt könne als Ursache nicht ausgeschlossen werden, so die Ermittler.

Was seit Beginn des Feuerwehreinsatzes vermutet worden war, wurde Tag danach traurige Gewissheit: In einem Zimmer fanden die Ermittler des Landeskriminalamtes  eine männliche Leiche. Genau von diesem Zimmer soll auch der Brand ausgegangen sein. Bis in die Morgenstunden war dieser Teil des Gebäudes wegen Einsturzgefahr nicht begehbar.

Enorme Hitze und Rauch

Am 22.02.2015 wurde die FF Gramastetten um 22:44 Uhr zu einem Brandeinsatz zur ARCUS Wohneinrichtung alarmiert. Entdeckt wurde der Brand im Obergeschoss von einem Mitarbeiter der Einrichtung nachdem die Brandmeldeanlage des Pflegeheimes Alarm geschlagen hatte. Er alarmierte daraufhin sofort die Feuerwehr und begann die Bewohner in Sicherheit zu bringen. Die Hitze- und Rauchentwicklung war enorm, sodass die Atemschutztrupps nur langsam zu den Bewohnern vordringen konnten. Die Schwierigkeit bei diesem Einsatz war, laut Einsatzleiter HBI Reithmayr Dieter, dass sich das Feuer über die Zwischendecke sehr schnell ausbreitete und das Blechdach erst abgedeckt werden musste, damit auch die letzten Brandherde bekämpft werden konnten.  Insgesamt standen neun Feuerwehren - Zwettl an der Rodl, Berndorf, Eidenberg, Gramastetten, Koglerau, Lassersdorf, Ottensheim, Walding, Lichtenberg - mit mehr als 120 Helfern und sieben Sanitäts- und zwei Notarzteinsatzfahrzeuge des Roten Kreuzes im Einsatz. Gegen 5.30 Uhr konnte die Feuerwehr am 23.2. „Brand aus“ melden.

Die Bewohner des Pflegeheimes wurden in einem Nebengebäude von zwei Notärzten und etlichen Sanitätern des Roten Kreuzes versorgt. Einige von ihnen erlitten teils schwere Rauchgasvergiftungen - acht Bewohner sowie ein Bediensteter des Heimes mussten ins Spital, wurden aber im Laufe des Tages wieder entlassen.

Neue Plätze für Bewohner

Die jetzt obdachlosen Bewohner sollen erst einmal auf verschiedene andere Wohneinrichtungen des ARCUS-Sozialnetzwerkes aufgeteilt werden, denn das Haus in Gramastetten sei eine „Brandruine“ so der Geschäftsführer des Heim-Betreibers Franz Stadlbauer. So würden die zehn Einzelzimmer im Nebengebäude kurzfristig als Doppelzimmer adaptiert. Auch in verschiedenen Wohngruppen können einige Betreute Personen unterkommen. Bis zum Abend sollen für alle Bewohner neue Plätze organisiert sein, so die Leiterin der Betreuungseinrichtung Andrea Hofer.

67-Jähriger von Anfang an vermisst

Von Anfang an galt ein 67-jähriger Mann als vermisst. Ein DNA-Test soll die Identität des Toten in den nächsten Tagen bestätigen. Wie es zu dem Feuer kam, durch das 19 beeinträchtigte Menschen ihre Unterkunft verloren, ist nach wie vor unklar. Die Ermittlungen dazu seien noch nicht abgeschlossen, hieß es von der Polizei.

"Hatten keine Chance“

Obwohl die Alarmkette funktionierte, „hatten wir keine Chance“ fasste Hofer die Situation am Tag danach zusammen. „Es hat sich um Minuten gedreht.“ Jetzt gehe es darum, dass die Betreuung der Geretteten gesichert werde.

Sozialnetzwerk ARCUS

In dem Heim in Gramastetten werden vor allem ältere Menschen mit psychosozialem Betreuungsbedarf - unter anderem Huntington-Erkrankte - untergebracht. Das ARCUS Sozialnetzwerk ist eine gemeinnützige GmbH mit Hauptsitz in Sarleinsbach .

Der Verein Sozialsprengel Oberes Mühlviertel ist zu 100 Prozent Gesellschafter. Rund 400 Beschäftigte sind an mehreren Orten in der Region für rund 130 Personen, die beim Wohnen eine besondere Unterstützung brauchen, und in Beschäftigungsmöglichkeiten für 200 Menschen mit Beeinträchtigungen tätig. Zudem werden 700 weitere Menschen durch mobile Dienste betreut sowie 1.000 jährlich beraten.

Fotos: Pressefotograf -Werner Kerschbaummayr – www.fotokerschi.at + Margarete Madlmayr Text: ORF und Freiwillige Feuerwehr Gramastetten