Amerikanischer Angriff auf den

Bezirk Urfahr Umgebung

Der für den Gau Oberdonau zuständige Militärkommandant, Generalmajor Paul Wagner, verlegte zwei Kampfgruppen in den Bezirk Urfahr-Umgebung. Eine davon war die Kampfgruppe Oberst Eggeling rings um Urfahr, die andere das 3. SS-Panzergrenadier-Ausbildungsbataillon in den Raum Gramastetten – Zwettl – Rodltal.

Von Rottenegg nach Gramastetten

Beschwerlich gestaltete sich für die US-Eroberer der Weg zu ihrem Zielort GRAMASTETTEN: Vor Rottenegg stellte sich ihnen bei der Ortschaft Mahring eine deutsche RAD - Kompanie in den Weg. Auf der Anhöhe hinter dem Gasthaus lauerten sie mit ihren Panzerfäusten den heranrollenden Kolossen auf. Als ihre Geschosse trafen, standen gleich zwei US-Panzer in Flammen. Doch weitere Panzer rollten heran. Ihre MG-Salven peitschten auf das deutsche Widerstandsnest nieder. Die RAD - Kompanie erwiderte zwar das Feuer, musste sich aber bald der Übermacht ergeben. Vier von ihnen sind bei diesem Gefecht gefallen.

Nun tastete sich die Panzermacht talwärts zur Rodlbrücke beim Saurüsselwirtshaus. Mittagszeit war es, als die Brücke vor ihrer Nase in die Luft flog. Der US-Angriff mit den Panzern war damit am Ufer der Rodl zum stehen gekommen. Der Kommandant des Panzerinfanteriebataillons schickte deshalb seine Männer nach vorn und befahl ihnen, an das andere Ufer zu gehen. Aber als die Sturmtrupps den Bach durchwatet hatten und am jenseitigen Uferrand auftauchten, gerieten sie in das Feuer von gut eingeschossenen deutschen Maschinengewehren, denen innerhalb von wenigen Augenblicken sechs Amerikaner zum Opfer fielen. Um seinen Soldaten weitere Verluste zu ersparen, entschloss sich Brigadegeneral Holbrook zu einem Umweg. Er dirigierte seine Panzer auf die kaum noch befahrbare Straße von Gerling nach Rottenegg. Um 15:30 rollte der erste Sherman-Panzer in Rottenegg ein. Wenig später gab es für die Amerikaner erneut Alarm. Ein deutscher MG-Schütze hatte sich auf einer Anhöhe vor Rottenegg eingenistet und begann wild zu feuern. Er büßte es mit dem Leben. Mittlerweile hatten sich die Amerikaner auf die Höhen westlich von Walding vorgeschoben. Vom Mursberg aus beherrschten sie mit ihrer Artillerie das gesamte Gelände bis Feldkirchen, Ottensheim und Goldwörth.

Zwei deutsche Flakbatterien, die in der Ortschaft Bach, Gemeinde Walding, aufgefahren waren, wagten einen Feuerüberfall. Die US-Artillerie machte die Geschütze sofort aus und brachte sie im direkten Beschuss zum Schweigen. Gleichzeitig bezogen sie Batterien des US-Panzerartilleriebataillons am östlichen Ortsausgang von Rottenegg Stellung und beschossen ziemlich planlos Walding, Ottensheim; die gesamte Donauebene und auch Linz.

Kampf um Gramastetten

Die US-Truppenführung hatte sich aber zum Ziel gesetzt, noch am 3. Mai 1945 Gramastetten anzugreifen und in der Nacht sturmreif zu schießen. Sie ließen ein US-Panzerbataillon und ein Panzerinfantriebataillon sowie drei Artillerie-Batterien der 11. US-Panzerdivision über St.Veit und Neußerling gegen Gramastetten vorgehen. Der Markt wurde von einer Kompanie des deutschen Grenadier-Ersatzbataillons II/462 und vom 3.SS-Panzergrenadier-Ausbildungsbataillon verteidigt. Als sich die amerikanische Panzerspitze um etwa 19 Uhr dem Markt näherte, entwickelte sich daher ein lebhaftes Gefecht, das an einzelnen Punkten die ganze Nacht über andauerte. Gleichzeitig kam es zu einem Duell zwischen der US-Artillerie und der deutschen Flak. Sie schoss aus dem Raum Lichtenberg, Altenberg und Steyregg. Dadurch ist im Marktgebiet von Gramastetten beträchtlicher Schaden entstanden.

Die Leute von Eidenberg, welche auf den Westhängen des Lichtenberges, auf dem Hoffeld und in der Staubgasse wohnten, konnten die ganze Nacht vom 3. auf den 4. Mai beobachten, wie das Mündungsfeuer von den US-Geschützen aufflammte. Die Nacht war erfüllt vom Donner der Kanonen und die Brandröte über Gramastetten zeichnete das grauenhafte Bild des Krieges. Wer das gesehen hat, wird dieses schreckliche Bild nie vergessen können berichten Augenzeugen.

Die vor Gramastetten eingesetzte deutsche Flak versuchte befehlsgemäß den US-Gegner aufzuhalten und beschoss die US-Panzer. Gramastetten lag daher im Schussfeld der deutschen wie der amerikanischen Artillerie. Der Beschuss dauerte Stunden. Die vorderste deutsche Flak stand beim Köpplmayr. Sechs deutsche Soldaten sind an diesem Tag gefallen. Westlich des Rodltals setzte die US-Streitmacht, von Neußerling kommend, zum Sturm auf Gramastetten an. Panzerartillerie, fahrbare Artilleriegeschütze und schwere Maschinengewehre schossen den Markt sturmreif. Die Schule war von einem US-Aufklärungsflugzeug als Sammelplatz für die deutschen Truppen ausgeforscht worden. Sie wurde mit Phosphorgranaten beschossen und stand in Flammen. (Ein Bewohner von Gramastetten berichtete aber, dass die Amerikaner, als sie die Schule versperrt vorfanden, die Türe mit einer Panzerfaust öffneten und so den Brand verursacht hatten.) Der deutsche Widerstand kam nun zum Erliegen. US-Geschütze schossen den fliehenden Truppen nach. So geriet auch die Westseite des Lichtenberges in das US-Feuer. Dem Mittleren - Scherzer Bauern haben die US-Angreifer die Scheune zerschossen.

Die deutsche Flak fiel bald gänzlich aus, denn ihre Munitionsvorräte waren sehr gering. Die US-Artillerie auf dem Angerfeld erreichte mit ihren Geschützen alle Flakstellungen und schaltete sie der Reihe nach mit gezielten Treffern aus. Das Artillerieduell wurde zunehmend heftiger, und die US-Geschütze vom Riafelshoferhaus weg belegten die ganze Umgebung bis Eidenberg und Untergeng mit Störfeuer. Nun zogen sich die Verteidiger fluchtartig über Lichtenberg, Eidenberg und die Gis zurück. US- Infanterie folgte auf ihren kleinen Jeeps. Dazu berichtet wieder der US- GENERAL Dr. Bell aus dem Tagebuch von Brigadegeneral Holbrook folgendes:  „Am Ende des 3. Mai war die Kampfgruppe Wingrad in einen Häuserkampf in Gramastetten verwickelt. Dieser Ort befindet sich auf einer hohen Hügelkette nördlich der Donau, die die Zugänge nach Urfahr und Linz blockiert. Die Gefechtstätigkeit in Gramastetten dauerte bis in die Nacht und jedes Haus war möglicherweise eine Festung. Erst um 23:45 Uhr wurde der Ort als einigermaßen gesichert betrachtet. Damit hatte das Kampfkommando A den Tagesbefehl erfüllt.“

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(Text mit Genehmigung von Fritz Winkler aus seinem Buch" Kriegsende und Besatzungszeit")