Gramastetten unter Beschuss

Die letzten Tage des 2. Weltkrieges in Gramastetten

Am 3. Mai 1945 drang die Vorhut der amerikanischen Kampftruppe mit ihren Panzern um 7 Uhr abends im Markte Gramastetten ein.

Die letzte deutsche Verteidigungslinie vor Linz lief, kommend von Altenberg, nördlich des Marktes Gramastetten im Raume Feldsdorf über Limberg gegen Rottenegg zur Donau. Der unsinnige Befehl, dieselbe zu halten und mit Waffengewalt zu verteidigen, war für die Marktbevölkerung und die der Umgebung, da hier noch einige Teile der deutschen Wehrmacht befehligt wurden, katastrophal.

Ein teilweise, zwar geringer Widerstand im Marktraum und in der Umgebung von Seite der deutschen Soldaten, machte dieses Gebiet zum Kriegsschauplatz. Von Gramastetten aus richteten nun die amerikanischen Streitkräfte ihre Angriffe gegen Linz. Südlich des Marktes, Mitterweg und Pfarrerfeld war US-Artillerie aufgefahren (viele schwarze Amerikaner), die ihr Feuer gegen Süden eröffnete. Panzereinheiten stießen vom Marktraum gegen Walding und Lichtenberg vor, wobei der Markt von der eigenen Artillerie dadurch ins Schussfeld kam und mehrere Granateinschläge in Häuser erfolgte.

Zwei Tage dauerte der erbitterter Kampf um Linz von hier aus. Während dieses Kampfes war jedweder zivile Verkehr lahm gelegt, die Geschäfte waren geschlossen. Wer nicht von den Ami evakuiert wurde und das Haus verlassen musste, in welches sie sich dann einquartierten, war gezwungen sich im Keller aufzuhalten oder sich in die Umgebung zu einem günstiger gelegenen Bauern zu flüchten. Es war vorauszusehen, dass durch diese Kampfhandlungen im und außerhalb des Marktes Brände entstanden. So wurde die neue im Jahre 1908 entstandene Schule ein Raub der Flammen. Dieselbe brannte bis auf die Außenmauern aus. Desgleichen das Mesnerhaus und einige andere Häuser.

In der Ortschaft Feldsdorf  das Unter Fürtner Gut und in Mühlberg das Köpplmayr Gut wurde von der US-Artillerie in Brand geschossen. Die Ortsfeuerwehr stand, obwohl einige Männer bemüht waren einzugreifen, den Bränden machtlos gegenüber.

Am Vormittag des 4. Mai konnte die Motorspritze, mit Erlaubnis der Amerikaner, in den oberen Markt gebracht werden, doch wurde durch verschiedene Umstände die effiziente Löscharbeit verhindert. Nur der großen Windstille und der durchwegs harten Bedachungen (es gab noch einige Strohdächer) ist es zu verdanken, dass nicht der ganze Markt ein Raub der Flammen wurde. Einschusslöcher an der Kirchentür, am Turm und in vielen Gebäuden waren Merkmale des nahen Kampfes und der Beschießung von außen.

Tote an der Zivilbevölkerung waren Gott sei Dank nicht zu beklagen, leider aber noch so mancher Soldat. Die deutschen Soldaten wurden im Gramastettner Friedhof begraben, die gefallenen Amerikaner wurden weggeschafft.

Als am 5. Mai die Stadt Linz gefallen war und damit der 2. Weltkrieg zu Ende war, zogen sich die Amis aus unserm Gebiet zurück.

Während der Dauer des ganzen Krieges war unser Gemeindegebiet nur in der Ortschaft Großamberg durch feindliche Fliegerbomben getroffen, die durch ihre Einflüge nach Linz ihre Abwurfziele verfehlten.

Ende Juli überließen die Amerikaner das Mühlviertel den Russen, so dass in Gramastetten am 30. Juli die russische Wehrmacht einrückte.

(Quelle: Feuerwehrchronik Gramastetten von Hugo Gielge - TV Bilder Archiv der US-Army in Washington)