Buch: "Kriegsende und Besatzungszeit in den Bezirken Rohrbach und Urfahr-Umgebung"

Geschichte, von den Zeitzeugen geschrieben!

Professor Fritz Winkler

Das Jahr 1945 zählt zu den dramatischsten in der Mühlviertler Geschichte. Die Diktatur der Nationalsozialisten konnte nur durch den Einmarsch der Amerikaner niedergerungen werden, wobei es in zahlreichen Gemeinden des oberen Mühlviertels noch zu Kampfhandlungen kam. Die nachfolgende Besatzung brachte erneut große Gefahren für die Einheimischen.

Aus einer Fülle von Gendarmerieberichten, Zeitungsartikel und Chronikeintragungen sowie aus Erzählungen von Zeitzeugen hat Professor Fritz Winkler ein Gesamtbild dieser dramatischen Ereignisse erstellt und diese in seinem Buch "Kriegsende und Besatzungszeit in den Bezirken Rohrbach und Urfahr-Umgebung" veröffentlicht.

50.000 Soldaten im Mühlviertel

"Diese schlimmen Jahre von 1945 bis 1955 sollen nicht in Vergessenheit geraten. Allein in den ersten fünf Sowjetbesatzungsjahren gab es mindestens 158 Morde, 580 angezeigte Vergewaltigungen, 490 Raubüberfälle, 43 Verschleppungen und 5600 Diebstahlsdelikte im Mühlviertel", erzählt der renommierte Heimatforscher. 50.000 russische Besatzungssoldaten waren im Mühlviertel stationiert. Sie wurden von der eigenen Führung mit eisener Faust regiert. Verfehlungen wurden streng bestraft, die Übergriffe gegen die heimische Bevölkerung keineswegs toleriert. "Wäre das nicht geschehen, hätte es noch viel mehr Mord- und Totschlag gegeben", erzählt Winkler, "es hat das Prinzip Auge um Auge geherrscht. Viele Soldaten haben sich für Gräueltaten in ihrer russischen Heimat gerächt".

Dem Vergessen entgegenwirken möchte Winkler mit seinem Buch, damit das Kriegs- und Nachkriegleid unserer Großeltern in Erinnerung bleibt. "Über das Obere Mühlviertel gab es bisher keine Literatur zu diesem Thema", gab Winkler einen weiteren Grund seiner mühevollen Kleinstarbeit an. Außerdem solle über dieses Thema diskutiert werden. Nicht nur von der älteren Generation, auch von den Jüngeren sollten sich beteiligen, wünscht sich der Autor.

Erzählte Geschichte

"Ich bin kein Historiker, sondern ein Erzähler", sagt Winkler über sich. Und so erzählt sein Buch auch Geschichten, Schicksale und Lebenswege vieler einzelner Personen. Keine langweilige Dokumentation, sondern eine lebhafte Darstellung der damaligen Zeit, kuriose und rührende Geschichten und tausende Details, die diese Jahre auch für jüngere Leser nachvollziehbar machen. Viele einzelne Geschichten und über 200 Fotos zeigen ein Bild, was sich in diesen schweren Jahren im Mühlviertel ereignet hat.

Der Autor ist in Kollerschlag geboren und lebt heute in Eidenberg. Der pensionierte Lehrer hat schon mehr als zehn Bücher publiziert.

Das Buch können sie um den Preis von 21.56 Euro im Kaufhaus Gielge Gramastetten kaufen.

(UrfahrerRundschau28.2.02)