Brasilien – der Zauber von Naturspiel und Lebensfreude

Seit fast 20 Jahren unterstütze ich, Margarete Madlmayr,  das Missionsprojekt des P. Hubert Leeb in Brasilien, weil ich durch seine Rundbriefe, die 3 x im Jahr erscheinen, der Überzeugung bin, dass dort das Geld gut angelegt ist. Ich wollte aber dieses Projekt mit eigenen Augen sehen und so fuhr ich nach Brasilien. Und ich kann guten Gewissens bestätigen, dass jeder Euro gut angelegt ist. Was dieser P. Hubert Leeb seit 1976 für die Armen in Porto do Mato geleistet hat, ist bewundernswert.

 

Obwohl von vielen öffentlichen und kirchlichen Stellen kritisiert, hat P. Leeb Zivilisation und vor allem Bildung und Ausbildung für die Armen geschaffen. Das von seiner Mitstreiterin Geovana Oliveira Lima aufgebaute und geleitete Bildungszentrum „Licht und Leben“ ist ein erfolgreiches Pilotprojekt der Erziehung auf ganzheitlicher Basis. Diesem Werk wird im ganzen Bundesstaat Sergipe große Aufmerksamkeit geschenkt. Informationen über das Zentrum „Licht und Leben“ können unter www.portodomato.com.br nachgelesen werden.

 

Zurück zur 14-tägigen Brasilienreise, die am 5. März 2008 mit einer mehrstündigen Flugverspätung ab Frankfurt für 31 Reiseteilnehmer aus Oberösterreich und Deutschland begonnen hat, weil an diesem Tag das Flughafenpersonal streikte. Nach einem 10-stündigen Flug landeten wir müde in Salvador (4 Stunden Zeitverschiebung). Am nächsten Tag fuhren wir mit einem einheimischen Reiseleiter in die Altstadt und bewunderten den Aufzug, der die obere mit der unteren Stadt verbindet. Die Halskettenverkäufer belagerten uns auf Schritt und Tritt und wir erwarben die ersten Mitbringsel. Obwohl wir gewarnt wurden, keinen Schmuck offen zu tragen, hatte eine Reiseteilnehmerin ein Halsketterl mit einem Kreuz getragen. Auf offener Straße wurde ihr dieses Kreuz vom Hals gerissen. Am nächsten Tag fuhren wir durch die Straßen der Favelas in Salvador. Unvorstellbar für uns, in solchen Behausungen zu leben. Was uns auffällt, ist, dass die Menschen trotzdem fröhlich und vor allem gut und sauber gekleidet sind.

 

Am nächsten Morgen flogen wir nach Rio de Janeiro, eine Stadt mit 16 Millionen Einwohnern. Wir wohnten in einem Hotel nahe der Copacabana. Es stand eine Seilbahnfahrt auf den Zuckerhut, dem Wahrzeichen der Stadt, auf dem Programm und wir wurden mit einem herrlichen Ausblick auf die Stadt Rio de Janeiro belohnt. Am Nächsten Tag fuhren wir mit der Zahnradbahn auf den Corcovado (709 m), auf dem die berühmte Christusstatue steht. Ein imposanter Anblick. Die 1145 t schwere und 38 m hohe Betonfigur schenkten 1931 die Franzosen der Stadt Rio de Janeiro.

Nach dem Besuch der Kathedrale, die 1976 eingeweiht wurde, fuhren wir mit der Straßenbahn, die Mitte des 19. Jh. ihren Dienst aufnahm, durch die Stadt. Während der Fahrt aufspringende Jugendliche wurden vom Schaffner wieder verjagt.

Fast ein Muss war eine Samba-Show, die wir am Abend noch besuchten.

Das nächste Ziel  mit dem Flugzeug war Iguassu. Nach dem Besuch des Vogelparks besichtigten wir die Iguassu Wasserfälle von der argentinischen Seite aus und am nächsten Tag von der brasilianischen Seite. Manche buchten einen Helikopterrundflug. Inzwischen gab es durch den ständigen Wechsel von Hitze und klimatisierten Bus und Hotels die ersten Anzeichen von Husten, Schnupfen, Fieber – auch mich erwischte es mit 38,6° Fieber.

 

Und schon wieder ging es mit dem Flieger weiter in die Hauptstadt Brasilia – eine Millionenstadt, die auf dem Reißbrett geplant und von 1956 bis 1961 gebaut wurde und die aus der Luft betrachtet die kühne Form eines Flugzeugs hat. Es führen sechsspurige Einbahnen durch die Stadt. Wir genossen einen herrlichen Rundblick vom Fernsehturm aus. Sehenswert ist auch die Kathedrale, die den gleichen Baumeister wie die Kathedrale in Rio hat. Leider fallen die Glasteile teilweise aus dem Rahmen auf den Kirchenboden. Bei uns dürfte so eine Kirche nicht mehr betreten werden.

 

Dann flogen wir nach Salvador zurück und eine stundenlange Busfahrt durch einen Wald von Kokospalmen und Büschen nach Porto do Mato stand uns bevor. In der Missionsstation in Porto do Mato begrüßte uns P. Hubert Leeb und das gesamte Personal mit Musik und Liedern und frischen Früchten. Die Unterkunft im Zentrum war etwas bescheidener, als wir es bis jetzt in den Luxushotels gewohnt waren. Durch die herzliche Aufnahme von P. Hubert Leeb und Geovana fühlten wir uns sehr wohl. Da nahmen wir auch die Gecko’s in Kauf, die in den Zimmern die Moskitos fraßen.

Am Vormittag des nächsten Tages führte uns P. Leeb durch das Zentrum „Licht und Leben“, das er mit einer einheimischen Frau Joana gegründet (sie ist 1990 durch einen Autounfall ums Leben gekommen) und mit Geovana weiter ausgebaut hat. Am Abend feierten wir mit den Einheimischen einen Gottesdienst und anschließend gab es eine große Geburtstagsfeier für P. Hubert Leeb, der seinen 74. Geburtstag feierte. Wir konnten mitverfolgen, wie die Einheimischen P. Leeb verehren und für ihn das große Fest ausrichteten. Auch der Bürgermeister von der Stadt Estancia war dabei.

 

Der nächste Tag führte uns mit dem Bus zum Hafen, wo wir mit einem Katamaran in ein Fischerdorf fuhren. Von dort ging es mit den Buggy’s durch die Sanddünen und wir konnten auch im Meer, das fast 30° und einen wunderschönen Sandstrand hatte, baden. Wieder zuhause durften wir am Abend bei der Palmprozession mitgehen. Wir bekamen Palmzweige und ein als Jesus verkleideter Mann ritt auf einem Esel bis zur Kirche. Den Gottesdienst hielt P. Leeb. Wir erlebten eine lebendige Kirche mit vielen jungen Leuten.

 

Am vorletzten Tag unserer Brasilienreise fuhren wir mit dem Bus in das Dorf, in dem P. Leeb mit Joana 1976 begonnen hat, Zivilisation ins Land zu bringen, Brunnen zu graben, die Kindersterblichkeit zu senken. Aus den Buschhütten sind zwar gemauerte Häuser geworden – meist ohne Fenster und Türen – für unsere Wohnverhältnisse unvorstellbar, so zu „hausen“. Wir waren gleich von vielen Kindern umringt und verteilten Kugelschreiber, Luftballons und Süssigkeiten. Am Abend wieder im Zentrum angekommen, verteilten wir auch an die Abendschüler Kugelschreiber und Süßigkeiten. Die Klassenzimmer bestehen aus einem Raum mit Sesseln und einer Schultafel. Die Abendschule dauert von 19.00 – 23.00 Uhr und viele Lernwillige aus der Umgebung besuchen sie.

 

Abenteuerlich war der letzte Tag. Wir fuhren mit dem uralten Bus, der sonst als Schulbus seine Verwendung hat, nach Aracaju. Der Bus hatte nur zum Teil Fenster und es zog wie in einem Vogelhaus. Als es dann zu regnen begann – brasilianischer Regen kann sehr heftig sein – regnete es herein. Mein Rucksack stand im Nu in einer Wasserlache. In Aracaju besuchten wir dann einen großen Obst- und Gemüse- und einen Kunsthandwerksmarkt. Zum Schluss noch einen Supermarkt, der so wie bei uns alle Stückerl spielt. Da prallen zwei Welten aufeinander. Meine Hoffnung war, dass uns der Bus heil zurück bringt, was auch geschah.

Am Heimflugtag besuchten wir vormittags noch mit P. Leeb den Kindergarten. Die Kindergartentanten und die Kinder feierten mit P. Leeb den Geburtstag und sangen und tanzten, dass kein Auge unserer Reiseteilnehmer trocken blieb. P. Leeb hat viel – hat alles für die Bewohner von Porto do Mato gegeben. Sein Werk wird am 31. Dezember 2008 übergeben. Ob P. Leeb nach Europa zurückgeht oder ob er in Brasilien bleibt, ist noch ungewiss. Jedenfalls hat er unsere Unterstützung tausendmal verdient. Er hat es nicht für sich, sondern für seine Schützlinge getan. Ihm gebührt tausendfacher Dank. Sein Gottvertrauen habe ich in den 20 Jahren, seit ich seine Rundbriefe lese, bewundert.

 

Mein Resumee aus dieser Reise: Ich bin unendlich dankbar, in einem Land mit allen 4 Jahreszeiten zu leben, in einem Haus mit Komfort, in einer Umgebung ohne Kriminalität, mit guter ärztlicher Versorgung, in geordneten Verhältnissen. Gramastetten hat mich wieder.

 Text/Fotos: Margarete Madlmayr