Die Geschichte des Rodlwaldbades 1. Teil

von Hans Madlmayr

Heute am 27.5.2017 ist es genau 50 Jahre her, dass im Rodlwaldbad, nach umfangreichen Vorbereitungen, zu betonieren begonnen worden war.

Seit die Gegend von Gramastetten besiedelt ist, dürfte der Rodlfluss für den Menschen schon immer eine große Rolle gespielt haben.

Wegen der geographischen Lage des Ortskernes auf dem Bergrücken, der sich vom Kalvarienberg in westlicher Richtung vorschiebt und nach drei Seiten stark abfällt, ist die Wasserversorgung der Ansiedlung sicher schon immer unzureichend gewesen. Zu Zeiten größerer Trockenheit weiß man, dass Nutzwasser immer wieder von der Großen Rodl herangeschafft werden musste.

Soweit aus mündlicher Überlieferung bekannt ist, wurde die Rodl immer schon zum Baden genutzt. Die Nähe zum Ort und der Umstand, dass gerade im Bereich des derzeitigen Rodlbades die Sonne im Sommer vom frühen Morgen bis zum späten Abend hineinscheint, dürfte neben der günstigen Beschaffenheit des Flussgrundes für die Standortwahl ausschlaggebend gewesen sein.

Das Baden in ländlichen  Gegenden galt noch vor wenigen Jahrzehnten als unmoralisch und noch im Jahr 1934 wurde nachweislich eine Bewohnerin in Rodlnähe von der Marktgemeinde Gramastetten gerügt und mit gesetzlichen Zwangsmaßnahmen bedroht, weil sie von ihrer Behausung über den öffentlichen Weg im Badekostüm zur Rodl und zurückgegangen ist.

Es ist aber anzunehmen, dass der Mensch  durch das Entfernen von Steinen und durch Anstauen des Wassers mit diesen Steinen in diesem natürlichen Tümpel bessere Badebedingungen geschaffen hat.

Wie wir aus eigener Erfahrung wissen, machen die immer wiederkehrenden Hochwasser laufende Erhaltungsarbeiten notwendig.

Von unserer Großmutter, die 1887 in Gramastetten geboren wurde, wissen wir, dass schon um das Jahr  1900 in der Gegend des heutigen Rodlbades  zwei getrennte Badetümpel für Damen und Herren existierten, die zueinander keine Sichtverbindung hatten. Auch gab es zu dieser Zeit im Bereich des derzeitigen Steges einen Notsteg aus Baumstämmen, der jedoch bei fast jedem Hochwasser weggerissen wurde. Für beide Badetümpel gab es schon Umkleidehütten aus Holz. Die Kirchleiten war zu dieser Zeit, wie auf einem alten Foto ersichtlich, nur wenig bewaldet.

Das Rodltal zwischen Rottenegg und Gramastetten wimmelte damals nur so von Wanderern und bei Badewetter waren die Rodl und vor allem die beiden Bäder sehr beliebt. Es soll aber auch damals schon Badende gegeben haben, die es mit der Geschlechtertrennung nicht so genau genommen haben. Es gab auch im Bereich der Bäder schon eine kleine Ausschank mit Tischen und Sitzbänken. In Gramastetten hatte zu dieser Zeit der Fremdenverkehr seine Blütezeit.

Wer diese Anlagen und die beiden Badetümpel damals errichtete und betreute, ist nicht genau bekannt, es waren aber sicher auch freiwillige Helfer daran beteiligt. Als sicher gilt auch, dass die Freiwillige Feuerwehr dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.

Im Herbst 1940 zog die Familie Johann und Maria Madlmayr mit drei Kindern (Josef, geb. 1934, Johann, geb. 1935 u. Maria, geb. 1936) in die „Schlangenvilla“ Anger Nr. 6 ein, heute Im Rodltal 20. 

Durch den 2. Weltkrieg verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage auch in Gramastetten dramatisch. Die wehrpflichtigen Männer und auch  junge Frauen waren zum Kriegsdienst eingezogen worden. Auch unser Vater Johann Madlmayr geb. 1905 war beim Militär.

Die Menschen hatten in dieser Zeit andere Sorgen und so sind das Bad und die Anlagen sehr verkommen und unbrauchbar geworden.

nächste Woche Teil 2

Fotos/Text: Hans Madlmayr