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SPUREN VERGANGENER ZEITEN 1
 



Drei Bäche trennen vier Berge

Ein Kapitel aus dem Buch:

„Drei Bäche trennen vier Berge und schauen lieblich ins Land: Dürnberg, Schlagberg, Hamberg und Amberg, so werden die viere genannt.“
So steht es auf einer Tafel an der Brücke im Buchleitengraben zu lesen. Dieses enge und romantische Tal kann nicht als Naturdenkmal im eigentlichen Sinn betrachtet werden, doch soll es hier dennoch Erwähnung finden. Es lohnt sich, die Wanderschuhe anzuziehen und diesem stillen und schönen Winkel einen Besuch abzustatten. Durch den schattigen Taleinschnitt führt der markierte Weg Nr. 20, auf dem man von Ottensheim zur Giselawarte gelangt.


 

Sandbachl und Schlagbergerbachl

An den steilen Südabfällen des Mühlviertler Granitplateaus zur Donau hin haben Flüsse und Bäche tiefe Täler eingegraben. Eine dieser Talschluchten ist der Buchleitengraben, wo das Sandbachl und das Schlagbergerbachl in den Bleicherbach fließen. Von den vier Bergen, die diese Bäche trennen, liegen drei in Gramastetten. Allein der Dürnberg gehört schon zur Gemeinde Ottensheim.


 

Bleicherbach und Bleichwiese

Der Bleicherbach, der in seinem Oberlauf „Allerstorferbachl“ genannt wird, trug früher unterschiedliche Namen. 1788 findet man im Josephinischen Lagebuch der Katastralgemeinde Gramastetten bei der Beschreibung der Fluren Ober Kogler, Durstberger und Hollinter die Bezeichnungen „Buchleithenbach“, „Buchmüllner Bach“ und „Bach von der Buchmill“. Im Grenzbeschreibungsprotokoll wird der Verlaufsabschnitt des Baches, der Gramastetten von der Katastralgemeinde Niederottensheim trennt, als „Plaichbach“ angeführt. 1826 nennen die Indikationsskizzen zum Franziszeischen Kataster der Gemeinden Gramastetten, Niederottensheim und Oberottensheim den Bach „Puchleithenbach“, „Gusenbach“ und „Bleich Bach“. In Oberottensheim mündet der Bach schließlich in die Donau.
Auch spätere Karten führten das „Namenskarussell“ fort. So findet man in der Militärkarte von 1873 wieder „Gusenbach“ und in einer Wanderkarte von 1948 „Puchleitenbach“. Die heutige Österreichische Karte 1:50 000 ist wieder bei „Bleicherbach“ angelangt.
Der Name „Bleicherbach“ stammt von einem alten Anwesen in Niederottensheim. In der Flur „Ortesblatz“ findet man im Josephinischen Lagebuch dieser Katastralgemeinde unter der topographischen Nummer 14 die der „Katharina Wollschlagerinn, verwitwete Blaicherin in der Ortschaft Niederottensheim, Pfarr Ottensheim“ gehörige „Hieselblaichhofstatt sub No 8 unter der Herrschaft Pührenstein“. Der Numerus topographicus 15 beschreibt „dero Hausgarten oder Blaichstatt, unter die obige Herrschaft, ein sandiger Grund“. Unter „Bleichstatt“ oder „Bloach“ verstand man die Bleichwiese. Um grobe Leinwand in der Sonne zu bleichen, wurden große Wiesenflächen benötigt. Gebleicht wurde auch die Haushalts- und Leibwäsche, denn mit Seife und Soda als Waschmittel war die Wäsche nicht weiß zu bekommen.


Bleichen von Flachs

Alois Sonnleitner beschreibt in seinem Buch „Der Böhmerwald“ das Herstellen von Leinen: … Kindern wurde zum Teil auch die letzte Haararbeit (Haar = Flachs) anvertraut: das Bleichen. Ehe sie zur Schule gingen, trugen sie die Leinwandstücke hinaus auf die Hofwiese, spannten sie auf und spritzten sie erstmals ein; kamen sie von der Schule heim, wartete auf sie die zum dritten oder vierten Male getrocknete Leinwand zum letzten Spritzen. Bei Sonnenuntergang mußte die Leinwand ins Haus getragen werden, denn einen Wächter konnte sich ein einzelner Bauer nicht leisten.


 

Lichtenhager Bleicher-Haus

Das Niederottensheimer Bleicher-Haus steht an der rechten Bachseite oberhalb des Jungbauernhofes. Heute trägt das Anwesen die Nummer „Linzer Straße 52“ und dient als Wohnhaus. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde das Haus 1504 in einem Urbar des Jörg Aspan von Lichtenhag, wo ein „Plaicher zu Nider Otensham“ genannt wird.
Wirtschaftlich genutzt wurde der Bleicherbach auch zum Antrieb von Mühlen, wie der Durstbergmühle, Puchleithen Mühle, Obermühle, Papiermühle und Danschelmayrmühle. Die Obermühle findet man im Josephinischen Lagebuch in der Flur „Blaichbach“. Das ist jener an Gramastetten angrenzende Teil von Niederottensheim, wo der Bach durch das bewaldete Tal fließt. Nun wollen wir den Bogen schließen und nach Gramastetten zurückkehren. Bleichen gab es auch an der Rodl. Besonders geeignet für das Bleichgewerbe waren Plätze, wo das nötige Wasser und ein von der Sonne beschienener Wiesenhang zur Verfügung standen. In der Klammleiten erinnert der Hausname „Bloahäusl“ an das einstige Gewerbe.


20m Leinwandbahnen

Der Großvater von Herbert Ginterseder sah noch die bis zu 20 Meter langen Leinwandbahnen auf dem Hang am Fuß der Gruberleiten. Zur Zeit des Franziszeischen Katasters lebte im Bloahäusl ein Leopold Reiter, Zimmermann von Lichtenhaag. Das Haus (Parzellennummer 110) war einst der Herrschaft Eschlberg untertan.


 

Franziszeischen Kataster

Zu dem Anwesen gehörte eine Wiese (Parzelle 1812) und eine Hutweide (Parz. 1813). Im Franziszeischen Kataster sind zwei „Bleichhütten“ eingetragen, die die Indikationsskizze (anno 1825) gelb verzeichnet (Parz. 111, 112).


 

Bloahäusl

Im alten Grundbuch lautete der Hausname „Häusl bei der Bruck No. 11 in Lichtenhag“. Über Hinweise im alten Grundbuch und die Hausnummern (heute Anger 15, zuvor Lichtenhag 11 und ursprünglich Lasserstorf 26) lässt sich das Haus zurückverfolgen.
Das Josephinische Lagebuch nannte 1787 einen „Johann Reither am Zimmerhäusl in der Klamleithen in der Ortschaft Lasserstorf Haus No. 26“. Das zugehörige „Hausgartl“ war „der güß unterworfen“, was soviel heißt, als dass es des Öfteren in den Fluten der Rodl verschwand.
Im Theresianischen Gültbuch (1748 bis 1750) findet man den Eintrag „Michael Hofinger auf einem kleinen Häusl in Lichtenhaag, ein Weber“. Er hatte das Anwesen seit 1735 inne.
Im Starhemberger Urbar der „Herrschaft Eschlberg und Lichtenhaag“ wurde 1669 festgeschrieben, welche Abgaben das heutige „Bloahäusl“ der damaligen Grundherrschaft zu reichen hatte:


Erasmus Castner

Erasmus Castner von einem Häusl darzur gehören Ägger 1 Tagwerck Wisen ½ Tagwerck raicht.
Pfeningdienst …- fl 1 ß - d
Landtsteuer …- fl 2 ß - d
Khönigsteuer …- fl 5 ß - d
Robathgelt …- fl 4 ß - d
1 fl (Florenus, Gulden) = 8 ß (solidus, Schilling) = 240 d (denarius, Pfennig)


 

Blaichhäusl No. 9 in Anger

Was hatte Erasmus Castner also aus seiner Wirtschaft zu berappen? Er besaß ein Tagwerck Acker, das ist soviel, wie in einem Tag umgepflügt werden konnte und ein halbes Tagwerck Wiesengrund. Der Pfennigdienst war eine Geldabgabe an den Grundherrn. Unter Landsteuer verstand man die von den Ständen auf den Landtagen bewilligte und von ihnen für den Landesfürsten von allen Bewohnern des Landes eingehobene Steuer. Die Königsteuer entrichtete der Untertan an den Landesherren für eine erlangte Rodungsbewilligung. Das Robotgeld war die in Geld abgelöste Robotleistung.
Über Erasmus Castner war noch in Erfahrung zu bringen, dass ihm seine Frau Katharina am 5. April 1659 eine Tochter namens Eva und am 19. Oktober 1669 einen Sohn namens Simon schenkte.In Gramastetten lässt sich eine zweite Bleiche an der Rodl nachweisen, das „Blaichhäusl No. 9 in Anger“ (heute Ginterseder, In der Au 4). Zur Zeit des Franziszeischen Katasters gehörten zu dem Anwesen, das von 1804 bis 1845 der Häusler Georg Hintringer innehatte, ein Wohngebäude (rot, Parz. 98), ein Schuppen (gelb, Parz. 99) sowie zwei Wiesen (Parz. 1342, 1344) und eine Hutweide (Parz. 1343).


Blaichschneiderhäusl

Grundherrschaft war das Gotteshaus Gramastetten. Im Josephinischen Lagebuch (anno 1787) trug das „Blaichschneiderhäusl“ die Nummer Feldstorf 50 und gehörte Michael Reisinger. Der Eintrag im Theresianischen Gültbuch (anno 1748/1750) lautet „Plaich Schneider, Michael Reisinger, ein Schneider“.