Geschichte 15/2024

Gramastettner Geschichte 15/2024

Wie schaute das Gramastettner Gemeindeamt innen aus?

Altes Gemeindeamt 1977, kurz vor der Übersiedelung.

Die Millionen vom Plumpsklo


Es war in den 1960er Jahren, als sich die Gemeindeoberen von Gramastetten über das baufällige Gemeindeamt ärgerten. Sie hatten zwar bereits zwei große Grundstücke für einen Neubau am Marktplatz gekauft, aber das Land wollte und wollte kein Geld dazu geben. So gingen Jahre ins Land, das Projekt verzögerte sich immer wieder und Gramastetten hatte schon fast die Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn aufgegeben. Zufällig kam der zuständige Herr Landesrat in einer anderen Sache nach Gramastetten in das Gemeindeamt. Nach einer Besprechung mit dem Bürgermeister plagte ihn ein natürlicher Drang und plötzlich saß er in einem Plumpsklo, auf einem braunen, abgewetzten Holzkasten, in den ein Loch geschnitten war. Der Raum war sauber, aber es blätterte der Putz von der Decke. Tief unter ihm dampften die Hinterlassenschaften der letzten Monate herauf, da der Auffangbehälter nur alle paar Monate geleert wurde. Neben ihm war notdürftig ein Pissoir angebracht, das früher weiß war und unter dem eine Holzröhre die Flüssigkeit in den Holzkasten leitete. Langsam stand er auf, um sich keine Schiefer einzuziehen und wurde vom Saulus zum Paulus verwandelt. Wie sich die Gemeindeamtsleiterin Stephanie Knabl erinnerte, war es der Landesrat selbst, der anschließend das Gespräch auf den Neubau brachte und in wenigen Tagen langte eine Millionen-Zusage für eine Subvention des Neubaus in Gramastetten ein.

(c) Auszug aus dem Buch „Unser Gramastetten – Hausgeschichten2“ von Günther Gielge und Herbert Ginterseder. Das Buch ist am Gemeindeamt, im Winkler Markt und beim Kulturforum erhältlich.

Ein Kommentar

  1. Dass in Gramastetten noch so furchtbare Zustände herrschten, war mir ehrlich nicht bewusst. Ich bin nun seit 1972 in Graz und kann folgendes berichten: Es gab Mitte der 80-Jahre noch eine Weinstube in der Grazer Altstadt, wo eine blecherne Waschgarnitur nebst zum Händewaschen auch als Toilette für Herren UND Damen diente. Da es keine Absperrmöglichkeit gab, war es insbesondere für Damen ratsam, einen verlässlichen Wachtposten beim Verrichten des kleinen Geschäftes zu positionieren. Aus verständlichen Gründen wurde das recht gemütliche Lokal schon bald geschlossen.

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