Hams glesn? 007 Postauto

Mühlviertler Nachrichten am 29. Juni 1950

Postauto mit Menschen vollgestopft

Leider lässt sich die Postdirektion die Wünsche und Forderungen des Verkehrswesens gar nicht angelegen sein. Ein Privatunternehmer hätte sicherlich alles getan, um die Reisebedürfnisse Gramastettens zu befriedigen. Solange die Post sich nicht als Dienerin der Allgemeinheit sieht, wird hier wenig zu machen sein. Der österreichische Staatsbürger hat aber ein Interesse daran, auch vom Staat und den öffentlichen Betrieben mustergültig und gut bedient zu werden, denn Väterchen Staat treibt bekanntlich Steuerschulden mit entsprechendem Nachdruck ein und verlangt von uns die Respektierung seiner Interessen. Wir Gramastettner möchten die verantwortlichen Herren des Post-Kraftwesens einladen, als Fahrgäste öfters unseren Post Autobus zu benützen und wir wären sicher, dass in kürzester Zeit unseren berechtigten Wünschen nachgegeben würde. Es ist ein Skandal, wie unsere Postwagen mit Menschen vollgestopft werden müssen, um wenigstens einen Teil der Fahrgäste befördern zu können. Ein lieber Gast.

Mühlviertler Nachrichten am 20. Juli 1950

Die Kraftpost antwortet.

Die Fahrpläne für sämtliche Postautobuslinien werden im Einvernehmen mit den zuständigen Gemeindeämtern erstellt. Die Gemeinde Gramastetten hat uns mit Schreiben vom 14. Jänner 1950 mitgeteilt, dass die Bevölkerung von Gramastetten mit dem Fahrplan sehr zufrieden ist und keinerlei Änderungen wünscht. Die Arbeiter und Angestellten, die in Gramastetten wohnen und in Linz beschäftigt sind, bitten um die Beibehaltung der bisherigen Fahrzeiten. Im Ausflugsverkehr an Sonn- und Feiertagen sind wir weit über die Wünsche der Gemeinde hinausgegangen. Das bei Spitzenverkehr hin und wieder Überfüllung vorkommt, ist unvermeidlich. Es ist mithin vollkommen unrichtig, dass nur ein Teil der Fahrgäste befördert werden konnte, da noch nie Fahrgäste zurückbleiben mussten. Es wurde wohl in der letzten Zeit einzelne Verkehrswünsche vorgebracht, wie zum Beispiel Herstellung eines Zuganschlusses nach Ottensheim, die wir aber, da es sich nur um Einzelinteressen handelt, nicht berücksichtigen können.

Wie sich heute noch Greti Holl erinnert:

„Ich habe 44 Jahre “Postbus-Erfahrung” gesammelt. Ab 1961 bin ich mit dem Postauto nach Linz in die Schule gefahren. In Gramastetten gab es ja noch keine Hauptschule.

Da war es meistens so – speziell bei der Fahrt von Linz nach Gramastetten – , dass wir nur einen Stehplatz hatten und das dicht zusammengepfercht (man konnte nicht umfallen), so dass mir einmal ziemlich schlecht wurde.

Vor der Bustüre wurde gerangelt und gedrängt – speziell von den Buben. Jeder wollte einen Sitzplatz ergattern. Manche Fahrer haben dann die Tür nicht aufgemacht, bis die Meute zu drängen aufgehört hat.

Die Busse waren auch viel zu klein und die Fahrt dauerte im Vergleich zu heute recht lang, weil die Motoren keine Kraft hatten.

Buschauffeur Josef Bachl ist mir gut in Erinnerung, wie er auf der Fahrt auf dem steilen Hagen und beim Weinmeister den Oberkörper vor- und zurückgefedert hat, um die Busgeschwindigkeit zu erhöhen – was natürlich nur symbolischen Charakter hatte.

Aber auch in den 80er- und 90er-Jahren gab es noch überfüllte Busse, speziell wenn man in Urfahr zustieg. Die Kinder, die nach Linz ins Gymnasium gingen, wurden immer mehr und die Busse waren am frühen Nachmittag bei der Heimfahrt sehr oft überfüllt. Da brauchte nur eine kleine Gruppe von Wanderern bei der Haltestelle sein und schon war das Chaos fertig.

Die Situation hat sich erst entspannt, als wesentlich größere Busse eingesetzt wurden.

Heute ist es so, dass tlw. zu gewissen Zeiten viel zu viele (Stock-)Busse fahren – in denen auch kaum Leute drinnen sitzen.“

Ein Kommentar

  1. Buschaffeur Josef Bachl war dann doch einmal zu schnell. Mit dem Spitznamen „Standgaspepi“ versehen, tappte er nach Einführung der 50-er Beschränkung am Pöstlingberg in eine Radarfalle, was eher nicht zu seinem Image passte.

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