Vor 160 Jahren Marktbrand

In diesen Tagen jährt sich zum 160. Mal der Jahrestag vom großen Marktbrand in Gramastetten. Dazu muss man bedenken, dass die Freiwillige Feuerwehr Gramastetten erst 1885 gegründet wurde.

Marktbrand 1861

Am 16.August 1861 brach um halb acht Uhr abends im Heuboden des „Weberhauses“ (heute Marktstraße 28 – Glawitsch) Feuer aus, das sich zu einem Marktgroßbrand ausbreitete. 34 Häuser der gesamten südlichen Markthausreihe und etwa die Hälfte der nördlichen wurden ein Raub der Flammen. Große Aufregung und Bestürzung herrschte unter den Marktbewohnern, weil es außer den abgebrannten Häusern und Scheunen, noch zu einem bedauerlichen Unfall kam. Im „Fuchsenhaus“ (heute Marktstraße 26 – Kinderfreunde) stürzte die Feuermauer ein und erschlug die gerade vorbeigehende 21jährige Lederermeister-Tochter Rosa Wögerbauer vom „Ledererhaus“ (heute Marktstraße 30 – Dr. Reiter). Als Brandursache wurde eine Unvorsichtigkeit vermutet, eine brennende Kerze ist am Heuboden versehentlich stehen gelassen worden.

Nach dem verheerenden Marktbrand von Gramastetten im Jahr 1861 schrieb Simon Haslinger, Besitzer des „Summesbergerhauses“ (früher Haus 39 heute Marktplatz) folgendes Gedicht, das auch gedruckt wurde:

„Die Feuersbrunst von Grammastetten

1.

Ihr lieben Leute seyd jetzt still,

Und hört, was ich euch singen will.

Es war in den wahren Schreckenstagen,

Was sich in Gramastetten zugetragen.

Wie jede warme Menschenbrust

Erschrocken schlug am 16. August,

Als man auf einmal Feuer entdeckte

Und Alt und Jung dadurch erschreckte.

2.

Um halber 8 Uhr auf die Nacht

Da war uns dieser Schreck gebracht,

Auf Nr. 17 auf dem Bodentram

Fing es zuerst zum Brennen an.

Es ist für jetzt noch nicht bekannt,

Wie diese Feuersbrunst entstand,

Und der es weiß, der wird´s nicht sagen,

Und wenn man ihn gleich möchte fragen.

3.

Der vielen Glocken lauter Schall

Verkünden uns das Jammerthal;

Es rufen dich o Christ herbei,

Und schau, ob nicht zu retten sei;

Es schwebt dein Mitmensch in der Noth,

Ach hilf uns du o lieber Gott,

Denn hier ist´s ohne deinen Segen

Mit unserm Obdach schon geschehen.

4.

Die größte Noth war noch nicht da,

Als Feuer auf einer Seite war;

Doch wie die Hitz es überwunden,

Und hat die andere auch entzunden;

Es war erbärmlich anzuseh´n,

Was alles da zu Grund mußt geh´n,

Was man durch viele Jahre errungen,

Das war in einer Stund verbrunnen.

5.

Mit Wehmuth fühlt sich jedes Herz,

Wenn man betrachtet ihren Schmerz,

Als in den wilden Feuerstunden

Ihr Haus und Obdach war verschwunden,

Man zählet 34 Haus,

Die gingen in den Flammen auf,

Wo leider sind sehr viel darunter,

Die erst vor 19 Jahr´n abbrunnen.

6.

Die größte Noth hat nun sein Ziel,

Als beim Bräuer die Mau´r herunter fiel,

Die Lederin, o lieber Gott,

Fand bei dem Sturze ihren Tod;

Sie lag da ganz todt verwundet,

Erbleichet war ihr rother Mund.

Und weil wir sie nicht konnten retten,

So wollen wir für sie jetzt beten.

7.

O Mensch betrachte diese Frist,

Wie es mit derem Leben ist,

Sie zählt erst 21 Jahre

Und muß schon gehen in die Bahre;

Ja jeder Mensch beweint ihren Tod

Und ruft für sie um Gnad zu Gott:

O Jesu, lind´re ihre Leiden

Und schenke ihr die Himmelsfreuden.

8.

Ja Jugend hab vor Augen Gott,

Wie unerwartet kommt der Tod;

Sie war wie du frisch und gesund,

Auf einmal nahet ihre letzte Stund;

Sie sprach nicht mehr ein einziges Wort

Und muß von den Eltern und Gatten fort,

Wir hoffen in dem andern Leben

Auf ein freundliches Wiedersehen.

9.

O lieber Vater, großer Gott,

Bewahre uns vor solcher Noth,

Sieh gnädig auf uns arme Sünder

Und nimm uns an als deine Kinder,

Wend´alles Unglück von uns ab,

Und segne uns bis in das Grab,

Wir wollen immerdar dich preisen,

Auch Lob und Dank dir stets erweisen.

Simon Haslinger“

Lederne Löscheimer (aus Feuerwehrmuseum St. Florian)

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